Mobilisierung für die technische WeltDer Festakt von Swiss Engineering zum Jubiläum in der Wiler Tonhalle galt nicht nur dem Rückblick, auch die Nachwuchsförderung bei Ingenieuren und Architekten war Thema.
05.11.2006, Ueli Merz
Höhepunkt des 100. Geburtstags von Swiss Engineering Sektion Wil und Umgebung war der Festakt in der Tonhalle. Die Bedeutung der Ingenieure und Architekten in der Gesellschaft wurde beleuchtet, die Nachwuchsförderung und Anforderungen aus der Wirtschaft. Der Ingenieurmangel ist nach Käufeler, dem Präsidenten der Sektion Wil des STV, auf die Technikfeindlichkeit in den Schulen zurückzuführen.
Wenn fünf Referenten zwei Stunden reden könnte dies zäh sein. Nicht so beim offiziellen Festakt von Swiss Engineering, der bis zum Schlusspunkt spannend war. Die Moderation des informativen Anlasses führte Fredy Rüegg und die einleitende schnelle Reise durch 100 Jahre Technik erzählte der Sektionspräsident Werner Käufeler.
1906 grosse technische Fortschritte
1906 war ein Jahr der Erfindungen. Die erste Radioübertragung, das erste U-Boot, Eröffnung des Simplon Eisenbahntunnels und Vieles mehr. Dazumal wurde der Technikerverband gegründet, der später in Schweizerischer Technischer Verband umbenannt wurde und jetzt Swiss Engineering heisst.
Die Ziele, im Jubiläumsjahr in der Region Wil Aufmerksamkeit auf den Verband zu ziehen und die eigenen Mitglieder an den Anlässen zu mobilisieren, wurde voll erreicht.
Ingenieurmangel wegen Technikfeindlichkeit?
Werner Käufeler stellte Thesen auf zum steigenden Ingenieurmangel. Wirtschaft und Technik als Pfeiler der Gesellschaft würden heute in der Grundschule nicht gelehrt. Der Zentralpräsident Mauro Pellegrini führte weiter aus, dass sich die Ingenieure selber stärker in der Gesellschaft positionieren müssen und das
Technikverständnis in den Schulen zu fördern ist.
Er durfte die neue Generalsekretärin des Zentralverbandes vorstellen, Frau Dr. Christina Vogelsanger, die als promovierte Chemikerin engen Kontakt mit Umwelt, Technik und Gesellschaft pflegt.
Ingenieure aktiv in der Gesellschaft
Dr. Bruno Gähwiler konnte der Wiler Sektion bestätigen, dass sie in der Vernetzung und im Lobbiieren sehr aktiv ist und diese Verbandsziele erfolgreich verfolgt. Politik und Ingenieurwesen seien eng verbunden wegen der grossen Bautätigkeit der öffentlichen Hand, sei es in der Region oder im ganzen Kanton, wie Regierungsrat Willi Haag als Vorsteher des Baudepartements ausführte.
Nebst dem architektonischen Erscheinungsbild, das auch den Zeitgeist spiegelt, haben die Ingenieure in der Planung der funktionellen Anforderungen eine verantwortungsvolle Aufgabe zu bewältigen.
Region Wil attraktiv für die Industrie
Herr Dr. Walter Engelhard ging auf die Fragen ein, wieso die Firma Stihl & Co. ausgerechnet in Wil ihre Sägeketten produziert. Grund seien, nebst der Sympathie der Familie Stihl zur Schweiz, die guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der Arbeitsfrieden, weniger Steuern und höhere Arbeitszeiten und Flexibilität.
Für eine Firmenansiedlung sei die Verkehrsanbindung wichtig und die Möglichkeit, mit den Behördenvertretern persönlich zu verhandeln.
Forderungen der Industrie an Politik und Gesellschaft
Die kostenintensiven Produktionsanlagen müssen, um preislich attraktiv zu sein, länger ausgelastet sein durch 3-Schichtbetrieb, was mit Einschränkungen möglich ist. Leider finde die Industrie nicht mehr genügend Facharbeiter und kaum Ingenieure für den Schichtbetrieb, was zur Rekrutierung aus den EU-Ländern führen könne.
Chronik über die ersten 100 Jahre
Die Geschichte von Swiss Engineering Sektion Wil wurde von Erwin Steiner recherchiert und mit den zeitgleichen technischen Fortschritten in der Jubiläumschronik dokumentiert. Die kurzweilige Literatur konnte dank den Sponsoren anschliessend gratis ausgehändigt werden.
Mit dem anschliessenden Apéro und dem Galaabend am Abend im Stadtsaal wurde der Jubiläumsanlass stilvoll abgeschlossen.
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