Recycling, Strom und Fernwärme mit Abfall
Die Energiegewinnung aus der Abfallverbrennung deckt 5% des Gesamtbedarfs an Wärme und Strom ab.
28. Okt. 2021 Ueli Merz
Swiss Engineering Sektion Wil und Umgebung berichtet von der Exkursion zur ZAB mit interessanten Entwicklungen in der Abfallentsorgung.
ZAB in den Schlagzeilen
Der Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid (ZAB) sorgt selten für Schlagzeilen in den Medien, aber wenn es soweit ist, dann sind es riesige Sachen wie der neue Ofen, der vor Jahresfrist mit dem grössten Schweizer Raupenkran eingebaut wurde. Die erneuerte Ofenlinie 3 ist im Sept. 2021 in Betrieb gegangen und verbrennt jetzt rund um die Uhr die angelieferten Abfälle.
Recycling: Trennung Abfall und Wertstoffe
Das Recycling des Abfalls beginnt zu Hause mit der Mülltrennung. Glas, Metalle und PET werden als Wertstoffe schon lange erfolgreich separat gesammelt. Mit Einführung des KUH-BAG werden aus Haushalten bereits über 50% der Kunststoffe separiert. Die Menge der Industrie-, Gewerbe und Bauabfälle ist viel stärker gestiegen als die Haushaltabfälle. Das hängt mit dem vermehrten Recycling zB. bei Gebäude-Rückbauten zusammen.
Fernwärme
Die aus der Abfallverbrennung erzeugte Wärme wird als Fernwärme der benachbarten Industrie geliefert, wie z.B. Micarna und Suttero. Über das neue Fernwärmenetz Bazenheid und Kirchberg werden immer mehr Gebäude langfristig mit Fernwärme versorgt. Der Ausbau des Fernwärmenetzes nach Wil stockt auf Grund der unsicheren Rentabilität.
Stromerzeugung
Alles was nicht als Wärme konsumiert wird, wandeln die Dampfturbinen in Strom um. Die ZAB produziert so für ca. 20’000 Haushalte den Strom. Alle 39 Kehrichtverbrennungsanlagen der Schweiz könnten ca. 5% den Strombedarfs der Schweiz decken, was bei der aktuell verunsicherten Versorgungslage wegen der fehlenden EU-Verträge wichtig ist. Die Leistung der Abfallverbrennung und Stromturbinen lässt sich innert wenigen Minuten um den Faktor 1:10 regeln und kann somit auf kurzfristige Ereignisse reagieren.
Optimierung Energiepark Bazenheid
Die laufende Optimierung der ZAB mit der erneuerten Ofenlinie 3 und Ersatz der Abluft-Nassreinigung durch Trockenreinigung sorgt für mehr Energiekapazität und weniger Eigenverbrauch.
Metalle und Dünger aus Abfall
Trotz Abfalltrennung bleiben nach der Verbrennung 20% Schlacke übrig, das waren im Jahr 2020 rund 35’000 Tonnen Schlacke, welche in der Deponie Burgauerfeld Flawil eingebaut wurden. Aus der Schlacke werden ca. 9% Metalle aussortiert, also Eisenmetalle und verschiedene Nichteisenmetalle wie Alu, Kupfer, Gold etc. Aus den mineralischen Schlackeabfällen sollen in Zukunft Baustoffe entstehen, als Ersatz für den Sand in der Betonherstellung. Ebenfalls bald bereit für die Zulassung ist die Rückgewinnung von Phosphor für den Einsatz in der landwirtschaftlichen Düngung.
Fazit: Es gibt noch viel zu tun
Trotz eindrücklicher Zahlen und Fakten gibt es noch viel zu tun, um mit Recycling weniger Abfall zu verbrennen, und um aus dem Abfall und der Schlacke mehr Wertstoffe zu gewinnen. Für die Ingenieure und Architekten von Swiss Engineering sind das spannende Tätigkeitsgebiete. Dabei setzten Politik und die internationalen Beziehungen als zusätzliche Herausforderung ständig veränderte Rahmenbedingungen.
Beim Apéro in der ZAB haben die Mitglieder von Swiss Engineering den Geschäftsführer ZAB,Claudio Bianculli, mit dutzenden Fragen auf Trab gehalten, und es war ein wirklich spannender Einblick in die ZAB.