Bericht – Neujahrsbegrüssung

Datum: 13.01.2020
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Aleria, Busswil

Die Agrarpolitik gefährdet unser Leben

Neujahrsbegrüssung mit brisanten Neuigkeiten zu unserem Trinkwasser.
Thema der Neujahrsbegrüssung von Swiss Engineering Sektion Wil und Umgebung war die Sicherung sauberen Trinkwassers. Präsident Guido Breu konnte über 40 interessierte Personen im Showroom der Firma Hawle, Gloten Sirnach, begrüssen.

Sauberes Trinkwasser wird auch durch die Armaturen von Hawle transportiert, wie Geschäftsleiter Rolf Kreis eingangs bei der Vorstellung seiner Firma ausführte. Für Trinkwasser sind die blauen Schieber und Verbinder reserviert, für Abwasser die grünen und die gelben für Gas. Die Produkte von Hawle sind so beliebt, dass die Produktion am Standort Gloten nächstens stark vergrössert wird.

Den Fachvortrag über die Trinkwasserqualität hielt Franziska Herren, die als Mitinitiantin der Trinkwasserinitiative aufzeigte, welche Gründe zur Initiative führten.

Sauberes Trinkwasser?
Franziska Herren hat die Trinkwasser-Initiative mitlanciert, über die wir noch in diesem Jahr 2020 abstimmen werden. Unser ursprünglich sauberes Wasser ist heute verbreitet durch Pestizide, Überdüngung und Antibiotika belastet. Die Öffentlichkeit erfährt dies nur häppchenweise. So gibt es für einige Abbauprodukte der über 100 in der Schweiz erlaubten Pestizide keine Grenzwerte und daher auch keine Berichtspflicht der Wasserversorger.

Abbauprodukte von Pestiziden erst bei Verbot erfasst
Beim Verbot eines giftigen Pestizids werden auch die Abbauprodukte als potenziell giftig eingestuft. Das führte z.B. beim Verbot von Chlorothalonil am 12. Dezember 2019 dazu, dass das Hahnenwasser im Mittelland von diesem Tag an wegen Grenzwertüberschreitung zweier Abbauprodukte nicht mehr als Trinkwasser geeignet war. Bei heute noch erlaubten Pestiziden könnte jederzeit eine ähnliche Situation eintreten, wenn sie eines Tages verboten werden.

Überdüngung mit Nitrat wegen Futtermittelimporten
Für die heutige Überproduktion an Milch und Butter sowie Fleisch gibt es bei weitem nicht genug Weide- und Ackerland in der Schweiz. Schweizer Bauern importieren daher 1.2 Mio. Tonnen eiweissreiches Tierfutter, um zusätzliche Tiere halten zu können. Die von diesem überhöhten Tierbestand ausgeschiedene Gülle kann von den Feldern nicht absorbiert werden, so dass im Mittelland das Grundwasser stark mit Nitrat belastet ist und viele Seen nur noch durch künstliche Belüftung am Leben gehalten werden. Dass es heute praktisch flächendeckend zu viel Stickstoff gibt (ausser in den Bergregionen), geht hauptsächlich auf die Futtermittelimporte zurück.

Antibiotika-Resistenz wegen Viehproduktion
Mit der Gülle und über Kläranlagen werden antibiotikaresistente Bakterien in die Natur ausgebracht und gelangen über das Trinkwasser und die Nahrung zurück zu den Menschen. Der Einsatz von Antibiotika erfolgt trotz dieser Gefahr weiterhin vorbeugend, am Häufigsten bei der Kälbermast und bei der Milchproduktion.  Die Folgen für die Human- und Tiermedizin sind dramatisch, weil Antibiotika immer öfter nicht mehr wirken.

Wir produzieren zu viele Lebensmittel
Viele Lebensmittel werden weggeworfen (Food Waste). Bei Frischgemüse, Kartoffeln und Brot beträgt der Anteil nicht verzehrter Lebensmittel über 55%. All diese Lebensmittel müssten eigentlich gar nicht produziert werden. Das hat direkt auch mit dem Wasser zu tun, denn die Landwirtschaft müsste weit weniger intensiv produzieren, wenn es weniger Verluste durch Food Waste gäbe. Weiteren Food Waste gibt es, weil zum Beispiel  mit Antibiotika belastete Milch, die nicht verkauft werden darf, in die Gülle geleert wird und so direkt auf Felder „entsorgt“ wird (jährlich ca. 87’000 Tonnen).

Agrarpolitik – abstreiten und das Gegenteil behaupten
Die Landwirte produzieren nach den Vorgaben der Agrarpolitik und der Grossverteiler. Die Agrarpolitik, vorab die Bundesämter für Umwelt und für Landwirtschaft, relativieren die bekannte Vergiftung unserer Umwelt, behaupten das Gegenteil und verniedlichen die Folgen. Die gewählten Politiker handeln nicht im Sinne der Bevölkerung und der geltenden Gesetze. Bundesrat Guy Parmelin wollte kürzlich sogar ETH-Forschern Publikationen zur Pestizidbelastung des Trinkwassers verbieten.

Der Trinkwasserinitiative geht es nicht darum, die Bauern und Landwirtinnen zu kritisieren. Es ist klar, dass diese im Rahmen stark eingeschränkter Möglichkeiten und enger Vorgaben produzieren. Dieser Rahmen wird von der Politik gesetzt und von anderen Branchen der Agrar- und Ernährungsindustrie massgeblich beeinflusst. Gefragt sind daher neue, konsumenten-, bauern- und wassergerechte Spielregeln.

Was können wir tun?
Was können wir für sauberes Trinkwasser tun? Wir haben es selber in der Hand, mit weniger Verbrauch, mit Vermeiden von Food Waste, und mit dem Stimmzettel bei Abstimmungen über Umweltthemen und bei Wahlen mit den geeigneten Volksvertretern. Wir können die Lieferanten unseres Wassers und unserer Lebensmittel fragen, was sie unternehmen. Wir können mit anderen reden und das Bewusstsein für diese unangenehmen Themen fördern. Und wir können diesen Bericht von Swiss Engineering Sektion Wil und Umgebung weitergeben.